Die Tage des etablierten und weitverbreiteten ISDN-Standards sind gezählt! Allerspätestens bis 2022 wird die Technik flächendeckend durch IP-Kommunikationslösungen ersetzt sein. Höchste Zeit also, sich um die Migration auf VoIP zu kümmern, wenn man am Ende nicht unter massiven Druck geraten will.
1979 war ein historisches Jahr für die Telekommunikation in der Bundesrepublik: Der Monopolist Deutsche Bundespost beschloss die Einführung der Digitaltechnik in die bis dahin elektromechanische Vermittlungstechnik. Das Ziel des neuen so genannten „Integrated Services Digital Network“ – kurz ISDN – war eine aus damaliger Sicht großartige Vision: die Vereinigung der bis dato getrennten Dienste von Telefonie, Fax, Fernschreiber und anderen Datenübertragungen in einem einzigen Netz.
Zehn Jahre später wurde ISDN bundesweit eingeführt, ab 1993 stand es flächendeckend zur Verfügung. 1994 – also 15 Jahre nach dem ersten Beschluss – war die Umstellung auf die Euro-ISDN-Norm abgeschlossen. Nur wenige Jahre später wurde Deutschland zum ISDN-Weltmeister: Heute ist Deutschland mit 20 % aller weltweit installierten ISDN-Anschlüsse in der Nutzung dieser Technik führend.
Es liegt in der Natur der technologischen Entwicklung, dass diese kaum ausgereift bereits wieder hoffnungslos veraltet ist. Mit der Geburtsstunde des Internets 1989 – also vier Jahre vor dem Abschluss der flächendeckenden ISDN-Einführung in Deutschland – wurde der Grundstein für die neue Integration aller Kommunikationsdienste über das Internet Protocol (IP) gelegt. Ähnlich wie bei ISDN ging es dabei im Grunde um die Integration bis dato getrennter Dienste, nämlich um die Zusammenführung von Sprache, Daten und Video. Allerdings setzte sich die Internet-Telefonie (Voice over IP oder kurz VoIP) in Deutschland nur langsam durch. Dafür gab es einen guten Grund: die ausgesprochen hohe Qualität des ISDN-Netzes. Mitte der 90er Jahre hatte Deutschland das vermutlich beste Telefonnetz in Europa – aber eben auf Grundlage einer völlig veralteten, inflexiblen und kostenintensiven Technologie.
Vollständige Umstellung auf VoIP unabdingbar
Daher ist die Deutsche Telekom seit 2013 mit der vollständigen Ablösung ihres herkömmlichen ISDN-Telefonnetzes durch eine moderne Internetlösung befasst. Die Gründe dafür von Seiten der Telekom lassen sich in einem Wort zusammenfassen: Kostenersparnis – und das möglichst schnell. Zwar konnte der Ex-Monopolist die selbstgesteckten Timelines mehrfach nicht einhalten, dennoch ist die sukzessive Einschränkung bzw. Abschaltung des ISDN-Dienstes in vollem Gange. Es ist davon auszugehen, dass ISDN spätestens 2018 nur noch Platz in den Geschichtsbüchern findet, auch wenn einzelne Provider noch Übergangsmöglichkeiten bis 2022 in Aussicht stellen. Die Tage von ISDN sind gezählt und zahlreiche Großkonzerne sind bereits dazu übergegangen, ihre Lieferanten aufzufordern, auf VoIP umzusteigen.
Die Firmen sollten die bis zum Jahr 2018 gewährte „Gnadenfrist“ bis zur Abschaltung der ISDN-Telefonie in Deutschland für die Umstellung auf eine zeitgemäße Telekommunikationslösung nutzen. Es empfiehlt sich, diesen Zwang als Chance zu begreifen und die Umstellung selbst zu gestalten, statt sich irgendwann von seinem Telefonanbieter mit der Abschaltnachricht überraschen zu lassen. Gerade bei größeren mittelständischen Unternehmen oder Konzernen mit Hunderten oder gar Tausenden von möglicherweise international verteilten Anschlüssen sollte der Aufwand für den Wechsel nicht unterschätzt werden.
Vor allem gilt es, frühzeitig den richtigen Anbieter zu identifizieren. Viele Cloud-Anlagen bieten keine Verschlüsselung, können keine Faxe verarbeiten und kennen keine automatische Überwachung gegen Gebührenmissbrauch, um nur drei Beispiele zu nennen, die einen detaillierten Vergleich der Angebote empfehlenswert machen.
Nun bringt die Umstellung von ISDN auf VoIP nicht nur der Deutschen Telekom erhebliche Kostenvorteile, sondern auch der Anwenderseite. Zudem sprechen neben den Kosteneinsparungen vor allem auch neue Anwendungsfelder, Funktionen und die Integration mit anderen Kommunikationsformen sowie vor allem eine gegenüber ISDN viel höhere Flexibilität für VoIP. Letztlich bedeutet die Umstellung auf VoIP-Kommunikation für die Unternehmen eine historische Chance, denn mit der Dezentralisierung der Kommunikation und gegebenenfalls der Auslagerung in die Cloud gehen eine Vielzahl an Vorteilen einher.
Cloud-Kommunikation hat viele Vorteile
Die Umstellung auf VoIP erfordert allerdings von Unternehmens- bzw. Abteilungsleitung einige grundlegende Entscheidungen. Zunächst einmal stellt sich die Frage, ob die Firma die Telefonanlage – wenngleich mit VoIP statt ISDN – weiterhin in Eigenregie betreiben oder möglicherweise die Telefonie in eine externe Cloud verlagern will. Für den Eigenbetrieb spricht die höhere Unabhängigkeit von Dritten, dagegen im Allgemeinen die Kostenbetrachtung. In der Regel ist die Cloud-Lösung kostengünstiger als der Betrieb einer eigenen Anlage, weil mit der Wartung und Weiterentwicklung des Eigensystems natürlich erhebliche Personalkosten verbunden sind. Die ansonsten notwendigen Investitionen in eine eigene Telefonanlage entfallen völlig. Die Cloud-Telefonanlage wird extern gehostet und der Anbieter übernimmt sämtliche Updates und Wartungsaufgaben. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch Ressourcen und Aufmerksamkeit des Managements.
Mehr als Telefonieren
Ist die Entscheidung für die Cloud gefallen, stellt sich die weitere Frage, ob man wirklich nur telefonieren will – oder ob nicht besser gleich moderne Kommunikationstools wie Videotelefonie, Online-Meetings, Document- und Desktop-Sharing, Webinare und Chats einbezogen werden sollen. Dann sollte man statt von einer Telefonanlage besser von einer Kommunikationslösung für die virtuelle Zusammenarbeit sprechen. Dabei ist es gleichgültig, über wie viele Standorte die Teilnehmer verteilt sind – alle Kommunikationstools lassen sich einfach und bequem vom eigenen Arbeitsplatz aus nutzen.
Neue Formen der Zusammenarbeit
Die neuen Möglichkeiten der virtuellen Kommunikation ebnen auch neue Wege der Zusammenarbeit mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern. Eine Videokonferenz ist so einfach einzurichten wie ein Telefonat und mit den weiteren Zusatzfunktionen entsteht ein virtuelles Büro, in dem sich alle Teilnehmer sozusagen am Bildschirm treffen. Die bisherige Notwendigkeit, dass alle beteiligten Personen zur selben Zeit am gleichen Ort sind, wird aufgehoben.
Unternehmen, die konsequent an allen Standorten bzw. über ihre gesamte IT hinweg auf eine einheitliche Kommunikations-Infrastruktur bauen, verschaffen sich darüber hinaus weitere Vorteile. So sind beispielsweise interne Gespräche weltweit nicht nur lückenlos verschlüsselt, sondern sind obendrein kostenfrei.
Deutscher Datenschutz ist unerlässlich
Gleichgültig, welcher VoIP-Provider zum Einsatz kommt, sollten Firmen streng darauf achten, dass der Anbieter das Hosting in einem deutschen Rechenzentrum garantiert, um zu gewährleisten, dass die gewählte Lösung in vollem Umfang der in Deutschland und Europa geltenden Datenschutzgesetzgebung genügt. Dieser Aspekt war kritisch geworden, nachdem der Europäische Gerichtshof (EuGH) das Safe-Habour-Abkommen mit den USA im Herbst 2015 gekippt hatte. Als Begründung hat der EuGH angeführt, dass die persönlichen Daten europäischer Nutzer in den USA nicht ausreichend vor dem Zugriff der Behörden gesichert seien. Der massive Widerstand gegen die jüngsten Nachbesserungsversuche unter dem Namen EU-US Privacy Shield zeigt, dass es für ein in Deutschland beheimatetes Unternehmen auf jeden Fall der sicherste Weg ist, sich ausschließlich auf in Deutschland gehostete Services zu verlassen.
So muss das behördliche Mithören ohne richterliche Anordnung ausgeschlossen sein, selbst dann, wenn etwa die von einer US-Firma angebotene Software zum Einsatz kommt. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass sämtliche nutzerbezogenen Daten ausschließlich in deutschen Rechenzentren gespeichert und verarbeitet werden.
Noch ist es Zeit, das Thema der ISDN-auf-VoIP-Umstellung anzupacken – aber eben höchste Zeit! Deswegen: Chancen nutzen, Risiken vermeiden.
Über den Autor
Jens Weller ist Geschäftsführer der Toplink GmbH.
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